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Nichts für Schreibtischhocker

Wer ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert, ist viel draußen unterwegs. Paula Deuter, Simon Ritzal und Maren Krings helfen seit August in der Biologischen Station Kreis Düren.

Nideggen | Die schlammverkrusteten Gummistiefel unterm Fenster geben ein eindeutiges Bild: Wer ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in der biologischen Station Kreis Düren absolviert, ist definitiv kein Schreibtischhocker. Paula Deuter, Simon Ritzal und Maren Krings haben im August angefangen und waren schon viel draußen unterwegs.

Im Sommer haben sie für das Projekt Eifelsaatgut regionale Blumensamen gesammelt, getrocknet, bestimmt und sortiert. Im Herbst kamen ein Teil der Samen dann wieder in die Erde – als Blühstreifen am Ackerrand. Die Gummistiefel lassen grüßen. Die Obstbaum- und Insektenkartierungen haben sie ebenfalls unterstützt und auch einen Baumschneidekurs absolviert. „Das Beste kommt noch, wenn die Steinkäuze kartiert werden – die süßesten Eulen der Welt“, meint Conny Zimmermann, die in der biologischen Station für die Verwaltung und damit auch für die Betreuung der FÖJler zuständig ist.

„Der Kopf wird freier, wenn man mehr tut als denken. In der Schule sitzt man nur. Schlafen kann ich jetzt richtig gut“

Paula Deuter, FÖJlerin
Viel frische Luft: Paula Deuter, Simon Ritzal und Maren Krings (von rechts) absolvieren gerade ihr Freiwilli-ges Ökologisches Jahr in der Biologischen Station in Nideggen.

Wenn die FÖJler auch einiges am Computer zu erledigen haben, dominiert bei der Aufgabenliste die körperliche Arbeit im Freien: Rupfaktionen von eingewanderten Arten wie dem Jakobskreuzkraut, Suche von Feuersalamandern in eiskalten, nassen Winternächten, Feuchtwiesen mähen, Krötenzäune aufstellen, Apfelsaft pressen mit Schulklassen, Kindergeburtstagen und anderen Gruppen, Kletterhaken entfernen und noch viel mehr. „Der Kopf wird freier, wenn man mehr tut als denken. In der Schule sitzt man nur. Schlafen kann ich jetzt richtig gut“, berichtet Paula Deuter, die eigentlich schon ein einjähriges Praktikum in einer Tierarztpraxis begonnen hatte, als die Zusage von der Biologischen Station kam. „Ich habe das Praktikum erst einmal verschoben, weil ich das FÖJ unbedingt machen wollte. Der ökologische Aspekt hat mich sehr gereizt.“

Etwas für die Natur, die Umwelt, die Welt tun – das sind oft die Motivationsgründe für eine Bewerbung auf ein FÖJ. Seit das Bewusstsein für die Klimakrise besonders bei jungen Menschen enorm gestiegen ist, ist auch die Nachfrage nach einem FÖJ in der biologischen Station in Nideggen gewachsen.

„Hier sehen die jungen Leute direkt, was ein Einsatz für die Natur bewirkt.“

Conny Zimmermann, Verwaltung Biologische Station Kreis Düren

Trotzdem ist das FÖJ im Gegensatz zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) vergleichsweise unbekannt, obwohl es bereits seit 1993 existiert. „Dabei nehmen die jungen Leute hier enorm viel mehr mit, als neues Wissen über Bäume, Blumen und Insekten“, sagt Conny Zimmermann. „In der körperlichen Arbeit können sie zu sich kommen und entwickeln plötzlich ganz neue Ideen für ihre Zukunft.“ Das persönliche Coaching in den Seminaren und die Möglichkeit, Berufspraktika einzuschieben, helfe ebenfalls bei der Persönlichkeitsentwicklung. Außerdem würde die Biologische Station ohne die FÖJler hier nicht viel schaffen, sie seien enorm wichtig für ihre Arbeit. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und öffnet Kapazitäten für eigene Projektideen. „Ich sage ihnen zu Beginn immer: Ihr sollt hier leben lernen. Und das tun sie“, so Conny Zimmermann.

Fotos: Biologische Station Kreis Düren/Alexandra Schieweling