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Fit im Umgang mit Medien – die 10a der Realschule Linnich

Linnich. Zeitung lesen – wer macht das eigentlich noch? David, Lars, René, Julian, Jibrail und Luigi, Schüler der Abschlussklasse 10a der Realschule Linnich, gehören eindeutig dazu. Die Jugendlichen im Alter von 15 und 16 Jahren haben sich in den vergangenen Jahren zu passionierten Zeitungslesern entwickelt. Jeden Morgen schmökern sie möglichst in der Jülicher Zeitung. Hier finden sie das, was sie interessiert.

Ihre Lehrerin Agnes Eiling hat ihre Schülerinnen und Schüler bereits in Klasse 7 das erste Mal mit „Texthelden“ in Kontakt gebracht. In der Mittelstufe gehören verschiedene Darstellungsformen in Medien zum Lehrplan. Außerdem hat Schule den Auftrag, Medienkompetenz zu vermitteln. Was liegt näher, als Zeitung in den Unterricht einzubeziehen? Eiling macht das bis heute: „Aktueller als mit der Tagespresse kann zum Beispiel der Politikunterricht nicht sein, aber auch im Geschichtsunterricht oder bei der Vorbereitung auf die Zentrale Abschlussprüfung in Deutsch ist sie sehr hilfreich.“ Immer wieder finde sie Texte, die gut zu gerade anstehenden Unterrichtsthemen passten.

Natürlich gibt es auch Tage, an denen sie ihren Unterricht aus dem jeweiligen Lehrbuch bestreitet. „Dann stehen aber einige Schüler trotzdem vor mir und fragen nach der Zeitung.“ Die Pausen bieten David, Lars, René, Julian, Jibrail und Luigi schließlich auch Möglichkeiten, sich dem Lokal-, Regional- oder Weltgeschehen zu widmen.

Die lokalen Nachrichten über die Zitadelle, über den Girls‘ Day beim THW, über Unfälle und Feuerwehreinsätze erfahren sie sonst höchstens von ihren Omas. „Die sind großartig vernetzt, aber eben auch nicht neutral“, meint René. In jedem Fall gilt für Jibrail: „Man sollte schon wissen, was da passiert, wo man wohnt.“ Natürlich finden sie auch die Fußballergebnisse vom Wochenende interessant. Vor allem durchforsten sie ihre verschiedenen Nachrichtenquellen – neben der Jülicher Zeitung sind das Nachrichtensender und Apps verschiedener überregionaler Zeitungen und Zeitschriften – aber zurzeit nach detaillierten Informationen zum Brexit. Der treibt die jungen Männer besonders um. Auf Informationen aus sozialen Medien verzichten sie hingegen lieber. „Fake News zu erkennen, ist dort ziemlich schwierig“, weiß Julian. Und David findet: „Es ist sehr wichtig, dass Medien neutral und glaubwürdig berichten.“ Bei der Jülicher Zeitung fühlten sie sich da gut aufgehoben.

Viel Wissen, nützlich im Unterricht oder bei Diskussionen mit ihren Eltern, zögen sie daraus. Gern übrigens auch aus der Kinderseite. „Dort werden politische Themen kompakt und gut verständlich erklärt. In anderen Texten ist der Satzbau oft so schwierig. Fast schon Amtsdeutsch“, spart René dennoch nicht mit Kritik. „Wenn es nicht gerade um irgendwelche Zoo-Tiere geht, ist die Kinderseite deshalb eine gute Info-Quelle für uns“, ergänzt David.

„Das Meinungs- und Informationsverhalten meiner Schülerinnen und Schüler ist durch die regelmäßige Teilnahme am Zeitungsprojekt wesentlich reflektierter geworden“, erklärt Eiling und meint damit alle Mädchen und Jungen in der 10a. Nicht alle sind zu so leidenschaftlichen Zeitungslesern geworden wie David, Lars, René, Julian, Jibrail und Luigi. „Aber Spuren hat es auch bei ihnen hinterlassen“, ist Eiling sich sicher.

Sie wüssten um den Unterschied zwischen Boulevardpresse und seriösen Zeitungen. Sie könnten verschiedene Informationen nutzen, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Sie sähen es als normal an, dass diese möglicherweise auch revidiert werden muss, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse eine Neubewertung nötig machten. An ihrer neuen Schule – die Realschule Linnich verabschiedet im Juli ihre letzten Schüler und schließt dann – wird sie ihre Schüler ganz sicher wieder zu „Texthelden“ machen. (Foto / Text: Rauke Xenia Bornefeld)